Akupunktur – Die bekannteste Methode der Chinesischen Medizin
Akupunktur ist eine zentrale Behandlungsmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Durch gezielte Nadelstiche, Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten) oder Laser an präzise festgelegten Punkten auf der Haut wird der Energiefluss (Qi und Xue) im Leitbahnsystem, auch Meridiane genannt, angeregt und harmonisiert. Dabei können krankmachende klimatische Faktoren wie „Kälte“ durch Schwitzen ausgeleitet werden, was den Qi-Fluss im Körper verbessert und Schmerzen lindert. Zudem wird durch Akupunktur das Gleichgewicht von Yin und Yang unterstützt – hilfreich etwa bei Menopausenbeschwerden, Schlafstörungen und Bluthochdruck.
Der Behandlungsablauf der Akupunktur
Üblicherweise stimuliert eine Akupunkturbehandlung 5 bis 20 Akupunkturpunkte mit Nadeln, Moxa oder Laser, wobei die Sitzung etwa 30 Minuten dauert. Je nach Gesundheitszustand sind 5 bis 15 Sitzungen sinnvoll, bei chronischen Erkrankungen können auch längere Behandlungsserien erforderlich sein. Nebenwirkungen treten selten auf: Nach der Behandlung fühlen sich viele Patient:innen angenehm entspannt und müde. Leichte Reaktionen wie eine kurzfristige Schmerzverstärkung (Erstverschlimmerung), kleinere Blutergüsse oder minimale Blutungen an den Einstichstellen sind möglich und meist harmlos. Einverstaendnisbogen Akupunktur
Akupunkturformen und regionale Varianten
Neben der klassischen Körperakupunktur, die in der chinesischen Medizin verwendet wird, gibt es auch regionale Variationen in Ländern wie Japan und Korea sowie westliche Akupunkturschulen. Zu den bekanntesten Formen zählt die Ohr-Akupunktur, eine „Mikrosystem“-Akupunktur, bei der die Stimulation bestimmter Punkte im Ohr Auswirkungen auf den gesamten Körper hat. Die sogenannte „Reflex-Akupunktur“, die Triggerpunkte nach westlich-neurologischen Konzepten setzt, hat zwar keinen direkten Bezug zur Traditionellen Chinesischen Medizin, ergänzt jedoch oft deren Wirkung.
Wie wirkt Akupunktur?
Viele wissenschaftliche Studien wurden durchgeführt, um die Wirkung der Akupunktur zu untersuchen. Einer der wesentlichen Effekte ist die vermehrte Ausschüttung körpereigener Botenstoffe, wie etwa Endorphine, die als „Glückshormone“ bekannt sind und eine schmerzlindernde Wirkung haben. Zudem hat Akupunktur direkte Effekte auf das Nervensystem, insbesondere auf Regelkreise zwischen Rückenmark und Gehirn. Auch lokale Gewebeveränderungen, insbesondere im Bindegewebe (Faszien), konnten nachgewiesen werden.
Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Akupunktur
Seit über 20 Jahren wird Akupunktur intensiv erforscht. Zahlreiche Studien, darunter auch die deutschen Modellvorhaben zur Akupunktur (ART- und GERAC-Studien), haben die Wirksamkeit der Akupunktur insbesondere bei Schmerzzuständen, Heuschnupfen, postoperativer Übelkeit, Übelkeit nach Chemotherapie und Schwangerschaftsübelkeit wissenschaftlich belegt.
Anwendungsgebiete der Akupunktur
Akupunktur ist bei verschiedenen Erkrankungen und Beschwerden hilfreich:
- Schmerzen: z.B. Rückenschmerzen, Nackensteife, Kopfschmerzen, Migräne, Gelenkschmerzen, Hüft- und Knieschmerzen
- Atemwegsinfekte und Erkältungen
- Internistische Erkrankungen: z.B. Reizdarmsyndrom, Sodbrennen, Colitis, Morbus Crohn, Asthma
- Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen: z.B. Tinnitus, Sinusitis, Heuschnupfen
- Gynäkologische Beschwerden: z.B. Menstruationsbeschwerden, Wechseljahrsbeschwerden, Übelkeit in der Schwangerschaft, Kinderwunschbehandlung
- Urologische Probleme: z.B. vergrößerte Prostata
- Kinderheilkunde: z.B. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS), Verdauungsstörungen
- Hautkrankheiten: z.B. Neurodermitis, Psoriasis, Juckreiz
Weitere Details zu den Indikationen finden Sie in der offiziellen Indikationsliste der Akupunktur-Fachgesellschaften.
Wann ist Akupunktur nicht geeignet?
Akupunktur sollte nicht angewendet werden, wenn die Beschwerden einer unbekannten Ursache unterliegen oder wenn akute organische Erkrankungen vorliegen, die chirurgische Eingriffe oder andere dringende Maßnahmen erfordern. Auch sollte man Akupunktur an Hautstellen mit Infektionen vermeiden.
Kostenerstattung für Akupunktur
In Deutschland übernehmen private Krankenkassen und die Beihilfe die Kosten der Akupunktur für Schmerztherapien seit 1996. Die Abrechnung erfolgt gemäß der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ).