Wie kann man mit Traditioneller Chinesischen Medizin Sodbrennen behandeln?

Sodbrennen wird durch zurückfließende Magensekrete und die Reizung der Speiseröhrenschleimhaut verursacht. Aus Sicht der TCM entsteht dieser Rückfluss durch Blockaden des Qi („Lebensenergie“ nach Unschuld übersetzt) des Funktionskreises Magen (weiqi), dass im Normalfall nach unten fließt und die Ausscheidung und Funktion der Verdauungsorgane bestimmt. Das Qi des FK Magen breitet sich nach unten aus, wenn es blockiert wird, verursacht es Schmerzen und fließt „rückwärts“ nach oben, Brustschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen und alle Folgekrankheiten eines Reflux können entstehen.

Die TCM betrachtet als energetische Medizin die Störung des vegetativen Nervensystems (Peristaltik) als Hauptursache.

Ätiologisch können aber vielfältige Faktoren diese „Blockade des Qi des Funktionskreis Magen“ auslösen:

  • durch den Funktionskreis Leber, der durch überschießende Emotionen (Stress, Ärger, Frustrationen, Trauer, Sorgen …) in seinem harmonischen Fluss leicht zu irritieren ist, wird der Funktionskreis Magen blockiert (ins moderne Verständnis übersetzt eine psychosomatische Genese.
  • durch Fehl- und Überernährung, Alkohol und Koffein, Essen zum falschen Zeitpunkt kommt es zu „Verdauungsblockaden“ – in der chinesischen Diätetik wird immer auch auf die individuelle Konstitution des Patienten eingegangen.
  • Durch pathogene Faktoren, die wie eine Infektion von außen kommend eindringen, wie „Feuer-Glut“ (ardor, huo), „Kälte“ (algor, han), „Feuchtigkeit“ (humor, shi), „feuchter Hitze“ (calor humidus, shure) oder „Schleim“ (pituita, tan) wird der Funktionskreis Magen geschädigt und neben Reflux und Sodbrennen können andere Symptome wie schwere Entzündungen, Durchfall oder Verstopfung, Geschwüre, Blutungen, Appetitverlust und Gedeihstörungen entstehen.
  • Energetische Erschöpfung (depletio/xu) im Funktionskreis Magen und Milz: diese chronische Störung ist entweder konstitutionell bedingt oder lange bestehende Krankheiten, Mangelernährung (Hunger oder Anorexie) schädigen die „Mitte“ des Patienten und er kann nichts oder fast nichts mehr verdauen und der Rest bleibt im Magen und macht hier unter anderem Sodbrennen.
    Bei chronischem Sodbrennen kommen meist mehrere Faktoren zusammen und erfordern auch eine längerfristige Behandlung von Krankheitswurzel und Auslöser.

Ein chinesischer Arzt wird – nachdem auch „westlich“ die Diagnose gesichert ist – durch die spezifischen Symptome, Puls und Zungenbetrachtung eine genaue chinesische Diagnose stellen.

Mit Hilfe von Akupunktur, die das vegetative Nervensystem regulieren kann, mit chinesischen Arzneirezepturen, Ernährung und Lebensstiländerungen kann man kurz und auch langfristig Sodbrennen und Refluxbeschwerden wirksam behandeln. Neben guten klinischen Erfahrungen gibt es auch einige, leider noch wenige Studien zu den chinesischen Arzneimitteln, zur Akupunktur liegt allerdings gute Forschung vor.

Wie geht ein chinesischer Arzt vor:

Am besten kann das hier eine Behandlung eines Patienten illustrieren: Eine 45jährige Patientin kam wegen Brennen der Zunge, massiven Blähungen, gelegentlichem Durchfall und massivem Sodbrennen. Sie klagte auch über fauligen Mundgeruch. In der Magenuntersuchung war ein deutlicher Reflux ohne Umbau der Speiseröhre zu sehen, Helicobacter-Pylori wurde nicht gefunden. Die Patientin hatte 4 Wochen Pantoprazol genommen, nach dem Absetzen kamen die Beschwerden aber sofort wieder, der Durchfall und Mundgeruch waren aber nie gang weg gewesen.
Die Zunge war stark geschwollen und man sah Abdrücke der Zähne, der Belag war sehr dick und weiß, die Pulse waren stark angespannt wie eine Saite. Aus Sicht der TCM wurde deshalb eine stase qi hepatici (ganyu), eine energetische Erschöpfung (depletio/xu) der „Mitte“ und „Feuchtigkeit“ (humor, shi) diagnostiziert. Bei genauerer Befragung kam heraus, dass die Patientin unter starkem Stress stand, sich sehr unregelmässig und sehr falsch ernährte.

Wir besprachen ausführlich eine Ernährungsumstellung, die auch von unserer Ernährungsberaterin begleitet wurde. Daneben wurden die Patientin aber auch für ca. 8 Wochen mit Akupunktur und Arzneikräutern behandelt.

Wichtige Akupunkturpunkte waren „Perikard Nr. 6“ (das inner Paßtor, neiguan), das nachweislich bei Übelkeit und Reflux einer der wichtigsten Punkte ist und „Leber 3“ (die große Straße, taichong), der stark entspannend wirkt. Als Rezeptur nahm die Patientin drei Mal am Tag eine für sie individuell abegwandelte klassiche chinesiche Rezeptur als Dekokt ein, das „Kleine Bubplerum-Dekokt“ (xiaochaihutang): des löst den Funktionskreis Leber und Magen, es kühlt „Hitze“, wandelt „Feuchtigkeit“, senkt das Magen-Qi ab und stützt gleichzeitig die Mitte:

Rp.:

  • Bupleuri radix (chaihu) 9
  • Pinelliae rhizoma (banxia) 9
  • Scutellariae radix (huangqin) 9 g
  • Codonopsitis radix (dangshen) 15
  • Poria (fuling) 9
  • Glycyrrhizae radix (gancao) 3
  • Jujubae fructus (dazao) 4
  • Zingiberis viride rhizoma (shengjiang) 3

Tgl. 3 Mal eine Tasse mit 75 ml verdünnt und warm einzunehmen.

Nach einigen Tagen war der Reflux verschwunden, die Patientin fühlte sich entspannter, besonders der Mundgeruch war verschwunden. Wichtig war auch, dass sich das Allgemeinbefinden, Appetit, Verdauung und Zungenbefund sich normalisierten. Nach 8 Wochen war sie vom Bauch her beschwerdefrei, nur wenn sie abend sehr fett aß und Alkohol trank, kam der Reflux kurz wieder.